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Königsmord

Das Drama der nepalesischen Königsfamilie, vermutlich wurde die der König von Nepal und seine Famielie vom eigenen Sohn getötet. Noch immer ist der Mord aber nicht hundertprozentig geklärt.

Noch immer ist es unbegreiflich, warum diese Tragödie stattgefunden hat und in Nepal können viele Menschen die Gerüchte nicht akzeptieren. Es sieht aber tatsächlich so aus, als dass der Sohn nach einem Streit seine Eltern, Geschwister und weitere Verwandte ermordet hat, da sich jetzt auch namentliche Zeugen gemeldet haben. Der neue König Gyanendra gab einer Kommission den Auftrag, bis Montag 11.6. die "Wahrheit" zu ermitteln und zu veröffentlichen. Dieser Termin wurde  bis zum Donnerstag, 14.6., verlängert. Die Kommission kam nun nach Befragung von über 150 Zeugen zum offiziellen Schluss, dass es tatsächlich der Kronprinz Dipendra gewesen sei. Diese  Schlussfolgerung wurde von fast allen Parteien akzeptiert, nur die Maoisten sprechen weiter von einem ausländischem Komplott. In Nepal ist wieder das normale Leben eingekehrt.

Die Königsfamilie, in der Mitte Kronprinz Dipendra

Aus vielen persönlichen Gesprächen in Nepal weiß ich, dass fast alle Nepalesen, auch Kommunisten, den alten König Birendra im Gegensatz zu den Parteien respektierten und verehrten. Er war wie eine Klammer. Welche Auswirkungen sein Tod auf dieses Land mit den schier unerträglichen sozialen Spannungen haben wird, lässt sich noch nicht absehen. Manche vermuten, dass es zu einer Stärkung des Militärs führen wird, nicht unbedingt ein gutes Omen. Während der ehemalige König einem Einsatz des Militärs gegen die Maoisten, welche in den extrem armen ländlichen Gebieten im Westen schon teilweise die Macht haben, ablehnend gegenüberstand, vermutet man, dass der neue König dies eher befürwortet.

Übersicht über die wichtigsten Ereignisse

Donnerstag, 21.6.01 Die Königin begann zum ersten Mal wieder zu laufen und erholt sich langsam von den Schussverletzungen. Die Zeitungen schreiben fast nur noch von den üblichen kleinen Dingen.

Montag, 18.6.01 Das Auswärtige Amt ändert seine Reisewarnung in einen allgemeinen Sicherheitshinweis um. AA Bericht und guter Artikel von Andreas Khanal

Sonntag, 17.6.01 Entgegen vieler Befürchtungen ist die Lage nach der Bekanntgabe des Berichtes ruhig geblieben. Zwar wird immer noch nach dem Warum gefragt, doch die meisten scheinen die Wiedergabe des Ablaufs aus Mangel an glaubwürdigen Alternativen nicht mehr in Frage zu stellen. Die größte Oppositionspartei die CPN-UML (Communist Party Nepal-United Marxist Leninist) hat den Bericht positiv kommentiert, auch wenn sie die Rolle der Regierung als unfähige Zuschauer beschreibt. Die Maoisten sprechen weiterhin von einer imperialistischen drevisionistischen Verschwörung. In den nepalesischen Zeitungen wird wieder über das Übliche geschrieben.

Donnerstag, 14.6.01 Die Kommission kommt nach der Anhörung von 150 Zeugen zum offiziellen Schluss, dass Kronprinz Dipendra im betrunkenen Zustand Amok gelaufen ist und seine Eltern, Schwester und weitere Mitglieder der Familie ermordert hat. Er wird in dem Bericht nicht direkt als Mörder bezeichnet, aber er hätte alle Schüsse abgegeben. Gerüchte haben schon vorher gesagt, dass der Kronprinz mit seinen Eltern in Streit lag, da sie ihm nicht die Heirat mit der Frau erlauben wollten, die er wünschte und ihn vor die Alternative stellten, sonst auf den Thron verzichten zu müssen. Ebenfalls wird berichtet, dass Dipendra mit seinem Vater über den Umgang mit den Maoisten uneins war und er eine härtere Linie forderte. Der offizielle Report auf Englisch

Die Maoisten verbreiten zur Zeit die These, dass der König, den sie ja selbst absetzen wollten, durch eine internationale Verschwörung ermordet worden sei. Da es sehr viele Unstimmigkeiten und Fehlinformationen gab, z.b. der angebliche Unfall, kann natürlich jede Verschwörungsthese auf fruchtbaren Boden fallen.

Sonntag, 10.6.01 Die Kommission hat ihre Untersuchung noch nicht abgeschlossen und bekommt eine Fristverlängerung von 4 Tagen bis zum Donnerstag den 14.6.

Freitag, 9.6.01 Zum ersten Mal erzählt ein namentlicher Zeuge den Tathergang. Er wiederholt die Version, dass der Prinz Dipendra betrunken zum Essen gekommen  worden war und vom König zum Ausnüchtern weggeschickt worden sei. Zwei Stunden später sei er im Kampfanzug zurückgekommen und hätte mit mehreren automatischen Waffen das Blutbad angerichtet.

Dienstag, 5.6.01 .Dipendra wird in Pasupatinath verbrannt. Die Opposition verweigert die Entsendung ihres Vorsitzenden in die Kommission. Diese wird nun durch den obersten Richter Kesav Prasad Upadhyay und  den Parlamentspräsidenten Taranath Ranabhat gebildet.

Montag, 4.6.01. Dipendra stirbt am frühen Morgen. Gyanendra wird zum neuen König gekrönt. Weitere große Unruhen und Ausgangsperre. Gyanendra verspricht eine unabhängige Untersuchung. Der Kommission sollen der oberste Richter, der Premierminister und der Oppositionsführer (gemäßigte Kommunisten) angehören.

Sonntag, 3.6.01 Kronprinz Dipendra, der auf der Intensivstation am Leben erhalten wird, wird zum König ernannt, obwohl er weiter als der Mörder gilt. Gyanendra erklärt öffentlich, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe, bei dem eine automatische Waffe von selbst losgegangen sein. Diese Version stößt auf allgemeinen Unglauben. Empörte Demonstranten fordern eine Aufklärung und Bestrafung der Täter. Mittlerweile bezweifeln auch viele, dass Dipendra der Mörder sein könnte und vermuten eine wie auch immer geartete Verschwörung. Viele vermuten, dass die Wahrheit nie ans Licht kommen wird.

Samstag, 2.6.01 Der Prinz Gyanendra, jüngerer Bruder des Königs, erhält vorläufig die Verantwortung als Regent, da Kronprinz Dipendra weiter im Koma liegt. König Birendra und Königin Aishwarya werden am Ufer des Bagmati in Pashupatinath verbrannt.

Freitag, 1.6.01 Bei einem der gemeinsamen Zusammenkünfte der königlichen Familie, wie sie jeden Freitag stattfinden, wird der König Birendra (55), seine Frau Königin Aishwarya, seine Tochter und andere Mitglieder der Familie erschossen. Sein jüngster Bruder wird schwer verletzt. Erste Gerüchte sagen, dass der Mörder der Kronprinz Dipendra sei, der nach dem Blutbad die Waffe gegen sich selbst richtete. Er überlebt, liegt aber im Koma. Der mittlere Bruder ist nicht beim Essen, da der Helikopter ihn wegen schlechtem Wetter nicht von Pokhara nach Kathmandu bringen konnte, allerdings wird seine Frau Prinzessin Komal verwundet.

König Birendra auf einem 10 Rupien Schein

König Gyanendra( 53)

Schon bei der Geburt waren dem Prinzen von den Astrologen zwei Krönungen geweissagt worden. Er war dann tatsächlich im Alter von 3 Jahren schon einmal zum König gekrönt worden. Sein Großvater König Tribhuvan hatte sich einer Revolte gegen den Clan der Ranas angeschlossen und musste vorerst nach Indien fliehen. Daraufhin krönten die Ranas  seinen  kleinen Enkel. Die Ranas hatten als Premierminister im vorigen Jahrhundert die Macht an sich gerissen und die Könige der Shah Dynastie weitgehend entmachtet. Der König konnte aber wieder mit Hilfe von Indien die Macht in Nepal erlangen und zurückkehren. .

Der König Gyanendra gilt als konservativer als sein ermordeter Bruder Birendra. Man sollte aber beachten, dass auch Birendra vor elf Jahren erst nach 500-1000 Toten sein Einverständnis zu einer parlamentarischen Demokratie gab und seither zu ihrem Garant geworden war.

Der neue König ist bisher vor allem als Umweltschützer aufgefallen und hat viele Projekte zum Umweltschutz in Nepal gefördert und unterstützt. Seit 1994 ist er der Vorsitzende des King Mahendra Trust, der halbstaatlichen Umweltorganisation in Nepal, in der auch u.a. das Annapurna Conservation Area Projekt oder die Nationalparks sind.

Ein großes Problem ist sein dreißigjähriger Sohn. Dieser hat schon zweimal betrunken einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang verursacht, davon starb unter anderem auch ein beliebter Sänger. Als Mitglied der Königsfamilie wurde er aber nicht weiter belangt. Der Sohn ist in Nepal herzlich verhasst und sein Verhalten war einer der Gesprächspunkte bei der Zusammenkunft am 1. Juni. Er entkam dem Massaker unverletzt was wiederum den wilden Gerüchten um eine Verschwörung weitere Nahrung gab.